Meine Erfahrungen mit Mini-Luftpumpen
Stand: 07.06.15

Jeder hat eine, jeder versteckt sie irgendwo im Trikot, am Rahmen oder in der Satteltasche, kaum einer schenkt ihr weitere Beachtung. So fristet sie denn ihr Dasein, verschwitzt, verdreckt, vergessen bis zu diesem einen Moment: Der Besitzer rollt auf der Felge, Plattfuss!

Jetzt ist jeder froh diesen kleinen Helfer dabei zu haben, aber hilft er denn wirklich? Ganz klare Antwort: Jein!

Mit jeder Pumpe bekommt man Luft in den Reifen. Einige protzen mit Angaben von bis zu 9 BAR, welche die Pumpe schaffen soll. Möglicher Weise schafft das Arnold Schwarzenegger, ich jedenfalls nicht. Um das fest zu stellen habe ich auch in Mini-Luftpumpen mehr Geld gesteckt als nötig wäre. Was ich so noch an Pumpen habe, habe ich mal bildlich festgehalten. Meine eindeutige Empfehlung dann am Schluss.

 
Pumpen-Typen

Kartuschenpumpen
Geile Sache. Wohl die einzige Lösung die wirklich 8 BAR schafft und das blitzschnell. Es gibt sogar CO2 Pumpen, die zusätzlich eine kleine Luftpumpe integriert haben. Die sollte man aber als Werbegag gleich abhaken oder mit 3 BAR und Blasen an den Händen nach Hause rollen.
Leider haben diese Pumpen einen gravierenden Nachteil: Sie pumpen nur ein Mal. Ich habe noch nicht gesehen, dass es einer geschafft hat mit einer Patrone zwei Reifen zu befüllen, obwohl einige Hersteller damit werben, dass der Rest in der Patrone weiter verwendbar bleibt. Man könnte nun natürlich noch eine zweite Patrone mitnehmen, aber auch die benötigt ihren Platz.
Problem dieser Pumpen: Der Umgang damit. Nicht das erste Mal, dass ich sehen würde, wie jemand die Pumpe ansetzt, das Ventil öffnet und der erste grosse Schub geht erst mal in die Luft, aber nicht in den Schlauch. Der Rest in der Patrone reichte noch für ca. 3-4 BAR. Ersatzpatrone? Nada (nix da)!

Da fällt mir meine Tour ein, in der ich sage und schreibe drei Plattfüsse auf 120Km hatte, da wäre ein Kartuschenvorrat >3 schon gut gewesen. Aber auf dieses Ereignis komme ich gleich noch mal zurück.
Dieses Jahr hatte ich auf Malle bei über 1200Km ebenfalls drei Plattfüsse. Wie viele Ersatz-Kartuschen sollte ich da wohl in den Urlaub mitnehmen?
Ich finde die Kartusche ist ne tolle Sache.....für den Wettkampf.
Ansonsten empfehle ich dringend eine Recherche im Internet, welche von diesen Pumpen wirklich brauchbar ist. Ich besitze keine, möchte daher auch keine Empfehlung abgegeben, obwohl sich nach langer Recherche zwei Typen als Kandidaten empfohlen haben.

Standard Luftpumpe
Der Allrounder, im Gegensatz zur Kartuschen-Pumpe beliebig oft nutzbar. Oder doch nicht?

Ich erzähle die Geschichte mit den drei Plattfüssen mal zu Ende. Die ersten beiden Plattfüsse durch eine Scherbe und einen Eisenspan haben schon gewaltig genervt. Nach gefühlt 200 Pumpenstössen pro Panne konnte ich weiter rollen. Ich wusste, dass ich nur ca 5,5 BAR im Reifen hatte. Vielleicht hat das auch die folgenden Plattfüsse erst ermöglicht. Ein praller Reifen ist die beste Pannenschutz. Na jedenfalls kommt es zum 3. Plattfuss, ein Dorn steckte seitlich im Mantel. Kein Problem, Decke  teilweise runter, Schlauch ein Stück raus, Trockenflicken drauf, fertig. Meine "Topeak Micro Rocket" zum dritten Mal angesetzt und losgelegt.

Jetzt habe ich tatsächlich zwei Dinge gleichzeitig geschafft, die ich nie für möglich gehalten hätte:
1. Ich habe nach nun schon ca. 600 Pumpenstössen an diesem Tag den kleinen, herausschraubbaren Ventil-Nippel verbogen.
2. An der Topeak schon so sehr herum gezerrt, als ich versucht habe den maximal möglichen Druck auf den Reifen zu bekommen, dass sich durch den verbogenen Nippel die Gummidichtung im Pumpenkopf verabschiedet hat. Pumpe Totalschaden, nicht mehr dicht.

Man mag mich jetzt für zu blöd halten eine Luftpumpe zu benutzen, aber was ist nun wirklich passiert?
Das Problem der Mini-Luftpumpen ist es Druck zu erzeugen. 6 BAR sollte man schon mindestens in den Reifen bekommen. Nun ist das Gehäuse einer Minipumpe recht klein, also ist auch die Luftmenge/Volumen sehr gering, was mit einem Pumpenstoss in den Reifen gelangt. Gerade die letzten BAR sind dann das Problem. Setzt man nun diese kleine Pumpe auf das Ventil, muss man die Pumpe mit der linken Hand am Ventil/Laufrad möglichst fest fixieren und mit der rechten Hand pumpen (Linkshänder dürfen es auch gerne anders herum machen). Die ersten 120-140 Stösse gehen dann noch, aber wenn der letzte Druck auf den Reifen soll fängt man unweigerlich an, den für das Ventil ungünstigen Hebel Luftpumpe zu stark zu bewegen, mit den oben beschriebenen, möglichen Folgen.

Da ich schnellen Ersatz für meine defekte Pumpe brauchte habe ich mir auf Empfehlung! die "Specialized Air Tool Road Mini Pump" gekauft. Die letzten 25€, die ich zum Fenster raus geworfen habe. Im Kellerversuch war weder die versprochene, hohe Pumpleistung noch der Druck erreichbar. Wie auf den Bildern zu sehen ist, ist sie zwar klein und auch recht stabil verarbeitet, jedoch ist der Kolbenauszug so klein, dass man ca. 280 Pumpenstösse braucht, womit das Erreichen eines hohen BAR-Wertes nahezu ausgeschlossen ist.
Die Schadensursache an meinem Ventil bzw. der Pumpe hat mich dann nach anderen Lösungen suchen lassen.
Diese Lösung durfte ich dann 7 Monate nach dem Kauf erstmalig auf Malle on Tour testen und bin endlich zufrieden.

Lezyne Pressure Drive S heisst meine Empfehlung für das Rennrad.
Was ist hier anders? Wie auf dem Bild zu sehen, ähnelt die Pumpe den Standard Mini-Pumpen, ist jedoch minimal länger. Damit passt sie nicht mehr in eine normale Satteltasche. Sie muss mit ihren 185mm Länge in jedem Fall am Rahmen unter dem Flaschenhalter befestigt werden. Der gravierende Unterschied zu den bisher verwendeten Pumpen ist neben dem erheblich längeren Kolbenauszug der in ihrem Inneren versteckte Pumpenschlauch (siehe obiges Foto). Im Falle der Benutzung dreht man den Pumpenschlauch aus dem Gehäuse raus, schraubt ihn an das Ventil, danach die Pumpe an den Pumpenschlauch (diese Reihenfolge hat sich bewährt, es geht aber auch anders herum)  und los geht‘s. Durch diese nicht statische Schlauchverbindung von Pumpe zum Ventil kann man erstens in angenehmerer Körperhaltung pumpen und zweitens reisst man nicht am Ventil rum, wenn es um das letzte, mögliche BAR geht, welches man kräftemässig in den Schlauch hinein bekommt.
Da der Schlauch auf das Ventil aufgeschraubt wird, kommt es auch nicht zu der Verkantung Pumpe-Ventil, welche hart erkämpfte BAR ungewollt wieder entfleuchen lassen. Ich habe mal mitgezählt, ca. 180 Stösse waren für 7 BAR notwendig. Hart wird es ab ca. 140. Die Pumpe ist also auch eine Empfehlung für das rennradfahrende, schwache Geschlecht, um wenigstens einiger massen Druck auf den Reifen zu bekommen!
Für die Lightweenies unter uns, das Gewicht der Pumpe incl. Halterung beträgt 81 Gramm.
Die 35€ für die Lezyne sind jedenfalls eine vernünftige Ausgabe, auch wenn sie verschwitzt, verschmutzt und vergessen hoffentlich nie benötigt wird.

Fazit: Wenn eine Minipumpe, dann möglichst die Ausführung mit einem aufschraubbaren Ventilschlauch wählen. Inzwischen gibt es eine Reihe von Herstellern solcher Pumpen. Welche Qualität sie haben entzieht sich leider meiner Kenntnis, die Lezyne kann ich aber vorbehaltlos weiter empfehlen!

Danke für' Lesen!
Bildvon oben nach unten:

Specialized Air Tool Road Mini

Topeak Micro Rocket

Lezyne Pressure Drive S
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